Entsetzen über geköpftes Rehkitz in Bergkamen

Redakteur
Ein Rehkitz wie dieses ist in Bergkamen geköpft worden. © Heidi Braun
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Als der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, der Overberger Reinhard Middendorf, am Sonntag von dem grausigen Fund im Mühlenbruch erfuhr, kamen bei ihm üble Erinnerungen hoch. Spaziergänger entdeckten in dem Waldstück in Weddinghofen ein totes Rehkitz. Der Kopf fehlte, er war offenkundig mit einem Messer abgeschnitten worden.

Die Fußgänger alarmierten den Waldbesitzer, Friedrich von Bodelschwingh, der selbst Jäger ist. Er ist sicher, dass ein Mensch das Kitz getötet und geköpft hat: „Das war kein Tier“, sagt er, nachdem er den Kadaver begutachtet hatte. Zumal der Kopf des toten Rehs nirgends zu finden war.

Vor zwei Jahren wurden vier Rehbock-Köpfe entdeckt

Von Bodelschwingh erstattete eigenen Angaben zufolge Anzeige bei der Polizei. Und er benachrichtigte den Kreisjägerchef Middendorf. Der weiß, dass vor ziemlich genau zwei Jahren schon einmal Rehe in Bergkamen geköpft worden sind. Unbekannte hatten Anfang Mai 2019 in einem Mülleimer auf einem kleinen Parkplatz an der Hansastraße vier abgeschnittene Köpfe von Rehböcken entsorgt. „Das waren Profis“, hatte Middendorf seinerzeit gesagt. Und diese Einschätzung hat er auch heute noch. Damals handelte es sich wahrscheinlich um klassische Wilderei: Vermutlich hätten die Täter das Fleisch der toten Tiere verwertet.

Die Tat ereignete sich in einem Waldstück in Weddinghofen, das zum Naturschutzgebiet Mühlenbruch gehört. © Archiv/Borys P. Sarad © Archiv/Borys P. Sarad

Der aktuelle Fall ist ein wenig anders gelagert. „Mit dem Fleisch von einem Rehkitz kann niemand etwas anfangen“, sagt Middendorf. Außerdem ließen der oder die Täter ja den Kadaver zurück, nur der Kopf des Tieres ist verschwunden.

Middendorf kann sich deshalb auch keinerlei Reim auf die Motive der Tierquäler machen. Gleichwohl müssen sie einigermaßen planvoll vorgegangen sein, meint er.

Der Jäger hält es für unwahrscheinlich, dass ihnen das Tier zufällig über den Weg gelaufen ist. „Es ist gar nicht so einfach, so ein Rehkitz zu finden“, sagt er. Derzeit verbergen sich die Tiere oft im hohen Gras oder auf noch ungemähten Feldern. So besteht die Gefahr, dass sie bei der Mahd von den landwirtschaftlichen Geräten getötet werden.

Jäger und Tierschützer setzen Drohnen ein, um Rehkitze davor zu bewahren, bei der Mahd Mähmaschinen getötet zu werden. Womöglich benutzten auch die Tierquäler von Weddinghofen so ein Fluggeräte. (Symbolfoto) © picture alliance/dpa © picture alliance/dpa

Middendorf und seine Jägerfreunde setzen deshalb Drohnen ein, um die jungen Rehe zu finden und vor diesem Schicksal zu bewahren. Sie seien auch an diesem Wochenende unterwegs gewesen, sagt Middendorf.

Er schließt nicht aus, dass die Täter aus dem Mühlenbruch ebenfalls eine Drohne verwendet haben, um das Tier zu finden. Allerdings seien einige der Jungen auch bereits in einem Alter, in dem sie bereits Fluchtreflexe entwickeln, wenn sich ein Mensch nähert.

Waldbesitzer ruft Spaziergänger zur Wachsamkeit auf

Waldbesitzer von Bodelschwingh bittet die Besucher im Mühlenbruch besonders wachsam zu sein und ein Auge auf verdächtige Vorkommnisse zu haben. Außerdem appelliert er an Hundebesitzer, ihre Tiere an die Leine zu nehmen, um die Kitze nicht zu gefährden. Auch wenn in diesem Fall ein Vierbeiner wohl nicht als Todesursache in Frage kommt.

Ein vier bis fünf Tage altes Rehkitz in einem Feld, das bei einem Drohnenflug vor dem Mähen entdeckt wurde und von professionellen Helfern zu einem sicheren Aufenthaltsort gebracht worden ist. © picture alliance/dpa © picture alliance/dpa

Ob die Täter jemals ermittelt werden, erscheint allerdings ziemlich unwahrscheinlich. Nach dem grausigen Fund von vor zwei Jahren leitetet die Polizei ein Verfahren nach Paragraf 292 des Strafgesetzbuches ein. Der definiert Jagdwilderei als Straftat, die mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft wird.

In besonders schweren Fällen müssen Wilderer sogar mit fünf Jahren Haft rechnen. Verdächtige wurden aber nie gefunden.