Was BVB-Sportdirektor Zorc bei seinen Spielern fehlt - und warum er Marco Rose lobt

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Michael Zorc geht in die letzten Monate als BVB-Sportdirektor. © imago images/Eibner
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Als am Montagabend um 18 Uhr die Winter-Transferperiode endete, schloss gleichzeitig auch das letzte Wechselfenster von Michael Zorc in der Rolle als Sportdirektor von Borussia Dortmund. Im Sommer übergibt er an Sebastian Kehl – und zu gerne hätte er vorher noch einmal einen ganz besonderen Spieler aus dem Hut gezaubert. Doch daraus wurde nichts. Die Kassen sind leer. „Die wirtschaftliche Situation können wir natürlich nicht wegdiskutieren“, erklärt Zorc im Interview mit dem „kicker“. „Sie zwingt uns, auf Sicht zu fahren.“ Außerdem spricht der 59-Jährige über die Nachteile des BVB und anderer deutscher Klubs, die Argumente für einen Verbleib von Erling Haaland und die Arbeit von Trainer Marco Rose.

Michael Zorc sieht BVB und andere Bundesligisten im Nachteil

Während der BVB und eigentlich alle Bundesligisten auf dem Transfermarkt eher Zurückhaltung haben walten lassen, schlugen Vereine aus den anderen Top-Fünf-Ligen mächtig zu. „Wir haben nun mal diese Einschränkungen, wir leben aktuell ohne echte Zuschauereinnahmen. Im Ausland sind die Stadien deutlich voller, das erzeugt schon wirtschaftliche Nachteile für die deutschen Klubs“, nennt Zorc die Gründe. Pro Heimspiel setze der BVB bis zu vier Millionen Euro weniger um, rechnet der Sportdirektor vor. „Die Pandemie schlägt ins Kontor. Aktuell geht es den meisten Vereinen wirtschaftlich nicht gut, das ist ein Fakt.“

Dennoch ist er überzeugt, dass auch in der Zukunft Borussia Dortmund Transfers wie die eines Erling Haalands stemmen kann. „Aber wir müssen immer schneller sein als die ganz Großen und so konkurrenzfähig bleiben. Dazu gehört, dass wir eine ständige Präsenz in der Champions League haben und nicht häufig schon in der Gruppenphase Adieu sagen wie leider in dieser Saison.“

BVB-Sportdirektor Zorc: „Wir sind auf einem guten Weg mit Marco“

Die Verpflichtung von Topspielern ist das eine, das langfristige Binden an den Verein etwas anderes. Im Sommer könnte Erling Haaland den BVB für eine festgeschriebene Ablösesumme von mehr als 75 Millionen Euro verlassen. „Erling ist noch sehr jung und seine Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Und wir sind ein ganz guter Klub dafür, Entwicklungen positiv zu gestalten“, sagt der BVB-Sportdirektor. „Irgendwann wird es eine Entscheidung geben.“

Nach dem frühen Aus in der Champions League und der Pleite im DFB-Pokal-Achtelfinale beim FC St. Pauli gab es nicht wenige, die auch Trainer Marco Rose eine Teilschuld zugesprochen haben. BVB-Sportdirektor Michael Zorc stellt sich allerdings komplett hinter seinen Coach. Zwar habe das Ausscheiden die Stimmung um den Verein beeinflusst. „Aber wir sind insgesamt auf einem sehr guten Weg mit Marco. Wir sind total überzeugt von diesem Weg, für den wir uns mit ihm entschieden haben.“

Michael Zorc fordert „generelle Bereitschaft“ von den BVB-Profis

Viel mehr nimmt Zorc die Spieler in die Pflicht. „Wenn du ganz vorne landen willst, sind das einige Gegentore zu viel. Oft wird von außen nur über die Abwehr geredet, aber wir müssen insgesamt als Team noch mehr und kompromissloser das eigene Tor verteidigen.“ Es gehe um die „generelle Bereitschaft“, gegen den Ball zu arbeiten. Allerdings betont der 59-Jährige auch: „Intern sehen wir da Fortschritte.“

Außerdem dürfe man, so Zorc, in der Gesamtbetrachtung der bisherigen Saison nicht die lange Verletztenliste außer Acht lassen. „Wenn so viele Spieler ausfallen, dann steckt man das nicht leicht weg. Wir konnten dadurch die Belastung nicht so individuell steuern, wie wir das gerne gemacht hätten. Der eine oder andere musste spielen, obwohl die Ampel noch auf Gelb stand.“ Und dennoch habe es der BVB geschafft, in der Liga eine der besten Punkteausbeuten der vergangenen zehn Jahre einzufahren. Das sei ein Beleg für die gute Arbeit, die Marco Rose in Dortmund leiste.

Europa League ist für Borussia Dortmund eine echte Chance

Wenn im Mai die Saison für Borussia Dortmund endet, endet auch Zorcs Zeit als Sportdirektor bei Borussia Dortmund. Da wäre es doch schön, diese mit dem Gewinn der Europa League zu beenden, oder? „Wir müssen das als Chance nehmen, ganz klar. Wir wollen dort eine gute Rolle spielen und den Wettbewerb komplett annehmen. Borussia Dortmund stand zweimal im Endspiel dieses Wettbewerbs, konnte beide Male nicht gewinnen. Das zu ändern, wäre schön.“ Aber: „Ich bin keiner, der Titelansagen macht oder Pokale fordert. Das ist doch alles Quatsch. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass wir am Ende wirklich erfolgreich sind, nicht um ein einziges Prozent. Das ist doch alles nur bla bla bla.“