Auf Schloss Bladenhorst wird der Wanderer zum Adligen
3. und 4. Tag: Nico wandert
Unser mobiler Reporter Nico Drimecker durchwandert zurzeit die Region. Am Mittwoch erreichte er das Schloss Bladenhorst. Als Fremder kam er, verabschiedet wurde er wie ein Freund.
Nico wandert Tag 3&4: Witten - Castrop-Rauxel - Olfen
Der gedeckte Tisch im offenen Innenhof ist zwar nicht für mich, sondern für den Kindergeburtstag dieses Tages. Trotzdem habe ich das Gefühl, wie jemand behandelt zu werden, der Geburtstag hat – oder der Herr im Schloss ist. Ich schüttele Hände, hier und dort, alle lächeln, als hätten sie sich schon den ganzen Tag auf mich gefreut. Es ist nach 19 Uhr, als ich das Schloss hinter dem Castroper Holz erreiche. Torsten Grenda, der nicht auf dem Gelände des Schlosses Bladenhorst wohnt, aber dort ein Geschäft für Küchenkonzepte hat, serviert mir einen Kaffee. Fruchtiger Kuchen rutscht auch gleich auf den Teller – er ist von dem Geburtstag.
Nico wandert Tag 3&4: Witten - Castrop-Rauxel - Olfen
Schlossherr Bodo Möhrke führt mich über das Gelände. Mit ruhiger, klarer Stimme erzählt er von der Vergangenheit dieses Gebäudes, das einmal eine Burg war. Von den Generationen, die hier lebten, den Mauern, deren ältesten Steine fast 800 Jahre alt sind, oder von der uralten Gräfte. „Die erzählt Geschichten.“ So wie Bodo Möhrke, der auch viele Verbindungen zu Schlössern außerhalb der Region erklären kann. Das gesamte Areal wirkt wie ein Märchengarten: Überall wachsen bunte Blumen, Äste bilden kleine Tunnel, und die Sträucher und Hecken verwachsen so, dass sie überall Sitzecken mit rustikalen Stühlen und Tischen verstecken. Aber Bodo Möhrke und ich nehmen im Innenhof Platz. Es dauert nicht lang, bis die ersten Bewohner auch dabei sitzen: Peter, Gabi und ihre gemeinsame Tochter Sina. Jemand schenkt Rotwein aus, Marion Cygiel setzt sich, jemand anders serviert eine Käseplatte und Tiroler Speck, Heidi Krampe gesellt sich dazu, irgendwoher kommt neuer Kuchen, Torsten Grenda geht und die nächste Flasche Rotwein kommt.
Irgendwann landet auch die Flasche Korn auf dem Tisch, die ich am ersten Tag meiner Wanderung von Gut Bimberg mitgenommen habe und jedem Gastgeber auf meiner Route servieren wollte. Der Korn hält an diesem Abend ebenso wenig wie die drei, vier Flaschen Rotwein. Das Schloss ist nicht öffentlich. Als Fremder bin ich gekommen, mit einer Umarmung von Gabi werde ich verabschiedet. Und Marion schenkt mir von ihrem Lädchen der „Schloss Bladenhorster Spezialitäten“ einen würzigen Frühstückskuchen und Marmelade. Dann werde ich zum Yachthafen nach Pöppinghausen gefahren. Dort warten bereits Karl-Heinz Kunzer und Karlheinz Zöllner auf mich. Zöllner ist einer der zwei Hafenmeister und bringt mich mit dem kleinen Kahn „Käpt. Kersekiek“ bis zur Dattelner Schleuse. Kunzer hat die Marmelade bekommen, er hat meine Mitfahrgelegenheit organisiert. Mit Kapitän Karlheinz Zöllner esse ich während der 12-Stundenkilometer-Fahrt über den Kanal den Kuchen. Für meine nächsten Gönner muss ich mir überlegen, wie ich mich revanchieren kann