Hafen Dortmund: Umgebaute Stahlhalle soll Zentrum des neuen Quartiers werden
Nördliche Speicherstraße
Das neue Hafenquartier an der nördlichen Speicherstraße nimmt Formen an. Gleich mehrere überraschende Ideen liefert der Siegerentwurf eines Planungswettbewerbs von einem Büro aus Kopenhagen.

So würde die Hafenpromenade nach den Vorstellungen des dänischen Planungsbüros Cobe aussehen. © Cobe
Keinen zweiten Phoenix-See wünschen sich viele Nordstadt-Anwohner mit Blick auf die geplante Entwicklung eines neuen Hafenquartiers an der Speicherstraße. Die Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs, der Ende vergangener Woche entschieden wurde, scheinen den Wunsch erhört zu haben.
„Quartier für alle“ haben die Planer des Büros Cobe Architekts aus Kopenhagen über die perspektivische Ansicht zu ihrem Entwurf geschrieben. Und um diesen Anspruch umzusetzen, liefern sie gleich eine ganze Reihe von kreativen und überraschenden Ideen.
Die erste Idee: Die Kopenhagener sehen keine Notwendigkeit, die nördliche Speicherstraße nach Westen zu verlegen, um größere Baugrundstücke für Büroneubauten am Wasser zu bekommen. Sie halten am alten Straßenverlauf fest, setzen schmalere Baukörper ans Ufer des Hafenbeckens.

So sieht der Entwurf des Büros Cobe für das Hafenquartier an der Speicherstraße in der Übersicht aus. © Cobe
Die zweite Idee: Die Planer wollen einen Teil der inzwischen verlassenen Stahlhallen von Knauf-Interfer erhalten. Unter einem mehrere hundert Meter langen Stahlgerüst mit offenen Wänden und transparentem Dach könnten dann Einbauten - von festen Gebäuden bis zu Containern - entstehen. Sie könnten Platz etwa für Startup-Unternehmer, Gastronomie, Händler oder auch Künstler bieten - und damit am ehesten den Anspruch eines Quartiers für alle erfüllen.
Die Halle lässt eine flexible Nutzung unter einem gemeinsamen Dach zu. Und sie ist ein Riegel, der nicht trennt, sondern verbindet, erklärte Planungsdezernent Ludger Wilde bei der Vorstellung des Siegerentwurfs, der von einer Fachjury unter Vorschlägen von 14 Architekturbüros ausgewählt worden war. „Einstimmig“, wie die Beteiligten betonen.

Unter dem Dach der alten Stahlhalle (r.) soll neues Leben entstehen. © Cobe
Auch Pascal Ledune, Vize-Chef der Wirtschaftsförderung, lobt die Idee der Quartiershalle. „Das ist eine tolle Idee, wie man auch die zweiten und dritte Reihe hinter dem Wasser attraktiv machen kann“, stellt er fest.
Möglichst viele Übergänge zu Kleingarten-Anlage
Eine weitere Idee der Kopenhagener: Die Flächen entlang der Kleingarten-Anlage Hafenwiese wollen sie sehr kleinteilig bebauen. Statt großer Bürobauten sind zwei- bis dreigeschossige Gebäude vorgesehen, berichtet Ludger Wilde. Und es soll auch möglichst viele Übergänge zur Hafenwiese geben. Das Konzept schaffe damit eine „wunderbare Integration von Hafenquartier und Nordstadt“, lobt der Planungsdezernent.

Die nördliche Speicherstraße aus der Luft. Ein Teil der Hallen von Knauf Interfer (r.) soll nach dem Siegervorschlag erhalten bleiben. Unten links sind die alten Speichergebäude in der südlichen Speicherstrraße zu sehen. © Oskar Neubauer (archivbild)
„Stadt und Hafen rücken näher zusammen“, freut sich auch Hafen-Chef Uwe Büscher. Er schließt sich dem Lob für den Cobe-Entwurf an. „Er bringt internationales Flair in den Hafen“, ist Büscher überzeugt, der auch einer von drei Geschäftsführer der d-port21-Entwicklungsgesellschaft ist. Die wurde als gemeinsame Tochter von DSW21 und Hafen AG eigens gegründet, um die nördliche Speicherstraße zu einem neuen Hafenquartier zu entwickeln.
Diskussion mit der Öffentlichkeit
Der Entwurf des Büros Cobe soll nun weiterentwickelt und mit der Öffentlichkeit diskutiert werden, kündigt Planungsdezernent Ludger Wilde an. Am Ende wird er Basis für einen Rahmenplan, den die Politik möglichst noch in diesem Jahr verabschieden soll. Mit ersten Bauten könnte dann schon begonnen werden, bevor der Bebauungsplan rechtskräftig ist, deutet Wilde an.
Erste Nutzer gibt es immerhin schon. Das Dortmunder Systemhaus als IT-Dienstleister der Stadt soll an der Speicherstraße angesiedelt werden, ebenso das Leopold-Hoesch-Berufskolleg, für den die Cobe-Planer zwei Baukörper reserviert haben. Vorgesehen sind auch zwei Parkhäuser und eine Sporthalle.
„Herr Walter“ soll bleiben
Erhalten bleibt auf jeden Fall das Gastromie-Schiff Herr Walter mit seinem Sandstrand - eventuell aber an anderer Stelle. In allen Entwürfen des Wettbewerbs ist auch eine mobile Brücke vorgesehen, die den Schmiedinghafen überspannen soll und eine Verbindung in den weiterhin industriell genutzten Teil des Hafens bildet.
Ausstellung der Entwürfe
- Der Öffentlichkeit vorgestellt werden die Entwürfe des Planungswettbewerbs für das Hafenquartier nördliche Speicherstraße in einer Ausstellung.
- Sie ist vom 7. bis 20. Februar im Studieninstitut Ruhr am Königswall 25-27 zu sehen.