Diebe klauen „Lufti“ sein so wichtiges Therapiefahrrad
Besonders dreister Diebstahl in Körne
André „Lufti“ Luft ist angewiesen auf sein Therapiefahrrad. Das Fahren auf drei Rädern hilft dem Dortmunder beim Bekämpfen der Symptome seiner Spastik. Jetzt ist sein Fahrrad gestohlen worden. „Lufti“ sucht Zeugen.

Hier, direkt vor seinem Balkon, als Lufti nicht daheim war, wurde sein Fahrrad gestohlen. © Michael Nickel
André Luft will am liebsten Lufti genannt werden. Das hat damit zu tun, dass seine leiblichen Eltern ihm diesen Vornamen gegeben haben. Gekümmert haben sie sich aber nicht sehr intensiv um ihren Sohn, der mit einer Spastik zur Welt gekommen war.
Spastik von Geburt an
Schuld war zu wenig Sauerstoff im Mutterleib. „Als Kind konnte ich nichts“, sagt Lufti. Sabbernd werde er im Rollstuhl sitzen, prognostizierten die Ärzte damals. „Dass ich mal in meiner eigenen Wohnung sitzen würde, hätte keiner gedacht.“
Jetzt sitzt Lufti mit 41 Jahren in seiner eigenen Wohnung an der Paderborner Straße und spricht über das, was er erlebt hat. Über seine Pflegeeltern, die ihn aufgenommen, immer gefördert und gefordert haben.
Er ist der, der strampelt
Über den kleinen Zeitungsartikel von 1987, als Lufti seine ersten eigenen Schritte gemacht hat. Darüber, dass er mindestens zehn Operationen hinter sich gebracht hat. Darüber, wie es am Set der Lindenstraße als Statist gewesen ist. Darüber, wie wichtig die Unterstützung seines Ergotherapeuten, seiner Freunde und Assistentinnen von der Lebenshilfe und seines gesetzlichen Betreuers ist. Darüber, dass er als Jugendlicher Fahrrad gefahren ist „wie ein Bekloppter“.

André „Lufti“ Luft ist angewiesen auf ein Therapiefahrrad. Das wurde ihm jetzt gestohlen. Aufgrund seiner Spastik ist er nicht nur auf dieses Rad und einen Rollator angewiesen. © Michael Nickel
Schmerzen plagen ihn
Als Kind konnte er die Füße nie auf den Pedalen behalten. Die Spastik machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Also bastelte sein Pflegevater Schalen für die Pedalen, und so konnte Lufti fahren ohne Ende. „Bewegung war immer wichtig.“
Das Fahrradfahren und die Bewegung halfen ihm als Kind, um in Bewegung bleiben zu können. Mittlerweile sind die Muskeln, mit denen er schon sein ganzes Leben zu kämpfen hat, verhärtet. Das bereitet ihm Rückenschmerzen, zahlreiche Tabletten muss er jeden Tag einnehmen. Morphium, etwas für den Magen.
Aus eigener Tasche bezahlt
Mit dem Fahrradfahren musste er irgendwann lange pausieren, weil es einfach nicht mehr ging. Einen Rollator hat er zwar, einen E-Scooter auch, damit kommt er zum Einkaufen. Viel lieber würde er das aber mit einem Fahrrad erledigen.

So sah Luftis Therapiefahrrad beim Kauf aus. Nur Kleinigkeiten sind geändert worden. © privat
Das Fahrrad wurde aus dem Innenhof geklaut
Das wurde ihm am vergangenen Donnerstag gestohlen. Mit einem Ringschloss, befestigt am rechten Hinterreifen, stand es abgeschlossen auf dem Innenhof vor seinem Balkon. Am 4. Mai, mitten am Tag, wurde das Rad geklaut. „Es müssen mindestens zwei Leute gewesen sein“, vermutet Lufti. Sie müssen es weggetragen haben, Reste vom Schloss jedenfalls sind nicht übrig geblieben.

Auch viele Medikamente muss Lufti einnehmen. © Michael Nickel
Technisch war es aufgerüstet
Ein TV-Sender hatte das Therapiefahrrad im vergangenen Jahr technisch aufgerüstet. Für Dreharbeiten – Lufti war Protagonist – reiste er im Sommer zur Delfin-Therapie nach Curacao, was sonst unbezahlbar für ihn wäre.
Im vergangenen Jahr schaffte er es auch, auf seinem Fahrrad eine Runde um den Phoenix-See zu drehen. Monatelang hatte er für diesen Erfolg trainiert. Jetzt ist das Fahrrad weg, die Versicherung zahlt nicht, ein neues Therapierad kann Lufti sich nicht leisten. Dabei wäre es so gut für ihn und seine Bewegungen und gut für seine Muskeln.
Die Polizei sieht eine kleine Chance
Die Chance, das Fahrrad wieder zu finden, sei nicht wirklich hoch, sagt Polizeisprecher Gunnar Wortmann: „Aber es ist auch nicht umöglich.“ So ein Exemplar sei immerhin auffällig und schwierig, im illegalen Weiterverkauf an den Mann zu bringen.
Lufti jedenfalls will nicht aufgeben und sich bewegen, weiter fahren. Und das am liebsten auf seinem alten Fahrrad.
www.lufti.eu