Gedenken in Herbern Bürger erinnern an die Geschehnisse in der Pogromnacht

Freie Mitarbeiterin
Viele dachten an die Herberner Opfer der Reichspogromnacht, 9.November 1938
Viele dachten an die Herberner Opfer der Pogromnacht, 9. November 1938. © Marion Schnier
Lesezeit

„Erinnerung für die Zukunft, nie wieder schweigen, nie wieder wegschauen“, mit diesen Worten begrüßte Birgit Homann, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion und des SPD-Ortsvereins, die Besucher der Gedenkveranstaltung an die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938.

Sie fand, wie jedes Jahr, bei den Stolpersteinen der Familie Samson an der Bernhardstraße 28 statt. Diese Steine sind kleine Gedenktafeln im Gehweg. Sie erinnern in vielen Städten und Orten Europas an das Schicksal von Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, verschleppt oder ermordet wurden. Solche Gedenksteine liegen meist vor einem Haus, in dem ein Opfer zuletzt gewohnt hat.

Stolpersteine erinnern an Familie

Hier in Herbern erinnern die Stolpersteine seit 2013 an die jüdische Familie Samson. Ernst Samson, seine Frau Emma und zwei Töchter, Gerda und Margret, die an dieser Stelle ihre Heimat hatten. Für jeden gibt es einen Stein mit entsprechender Inschrift. Die Familie wurde hier in dieser Nacht vor 84 Jahren auf die Straße geprügelt und musste mit ansehen, wie ihr Haus und ihr Landmaschinenhandel zerstört wurden, bevor sie alle verschleppt wurde.

Ernst Samson überlebte die Inhaftierung im Konzentrationslager Stutthof nicht, seine Frau Emma wurde dort befreit, verstarb aber kurz darauf. Die beiden Töchter überlebten, sahen aber in Herbern und Deutschland keine Zukunft mehr und wanderten in die USA aus.

Kerzen und Blumen wurden an eine kleine Gedenktafel gesetzt, die ebenfalls an diese Nacht vor 84 Jahren erinnert
Kerzen und Blumen wurden an eine kleine Gedenktafel gesetzt, die ebenfalls an diese Nacht vor 84 Jahren erinnert © Marion Schnier

Bei der gut besuchten Gedenkveranstaltung erinnerte Birgit Homann an die grausame Zeit und rief jeden dazu auf, sich gegen Rassismus, ideologische Verblendung, Hass und Gewalt zu bekennen. „Der Krieg in der Ukraine hat uns einmal mehr sehr klar vor Augen geführt, dass unsere Lebensmodelle sehr zerbrechlich sind und wir immer wieder gemeinsam an einer Gesellschaftsordnung arbeiten müssen, die für alle Menschen gedeihlich ist“.

Für jedes Mitglied der Familie Samson leuchteten Kerzen. Sie wurden mit Blumen von Volker Brümmer, Vorsitzender der SPD Ascheberg, an den Stolpersteinen niedergelegt. Wilfried Voß, evangelischer Pfarrer im Ruhestand, las anschließend noch aus dem jüdischen Gebetsbuch.

Kerzen und Blumen an Gedenktafel

Eine Herbernerin erinnert sich an Erzählungen über die Familie Samson, an die beiden Mädchen, die von Küster Lube Klavierunterricht erhielten, an eine Dame, die für die Familie arbeitete und dadurch für eine Zeit ins Herberner Gefängnis musste. „Das darf einfach nicht nochmal geschehen“, sagte und sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Zum Abschluss wurden Kerzen und Blumen vom Gehweg geräumt und an eine kleine Gedenktafel gesetzt, die ebenfalls an diese Nacht vor 84 Jahren erinnert.