Erkältungsmythen Ein unfreiwilliger Selbstversuch

mann sitzt in dicken wintersachen erkältet auf der couch
Männergrippe? Redakteur Marc Bracht nimmt sich Erkältungsmythen vor. © Adobe Stock
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Meistens kündigt sie sich mit einem leichten Kratzen im Hals oder Kopfschmerzen im Bereich der Stirnnebenhöhlen an. Wer dann nicht schon handelt, den zerlegt‘s im Regelfall ein, zwei Tage später so richtig. Glauben Sie mir, ich spreche da aus Erfahrung, denn erst vor ein paar Wochen schickte mich die Erkältung mit einer technisch anspruchsvollen Links-rechts-Kombination bestehend aus Nebenhöhlenentzündung und Gliederschmerzen auf die Bretter. Acht, neun, zehn… K.O. – nichts ging mehr.

Im Krankenlager hatte ich dann viel Zeit, mich einmal intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Schnell wurde mir dabei klar: Es gibt so manche Erkältungsmythen, die einmal genauer unter die Lupe genommen werden sollten. „Kommt drei Tage, bleibt drei Tage, geht drei Tage“, Hochziehen gegen Schnäuzen, Stoff- oder Papiertaschentuch – nach der Lektüre dieser Kolumne sind Sie schlauer, und wir können mit einer Heißen Zitrone anstoßen.

Erkältungsmythen: Erkältung kommt von Kälte

„Zieh dir etwas Warmes an, sonst holst du dir eine Erkältung!“ Diesen Satz haben wir sicher alle schon mal gehört. Liegt ja auch nahe, schließlich trägt die Erkältung den Begriff „Kälte“ ja schon im Namen. Doch ist das wirklich so? Erkälten wir uns, wenn uns kalt ist?

Nein, denn die Erkältungserreger machen uns krank, nicht die Temperatur. Selbst wenn wir draußen im Schnee unterwegs sind, hält unser Körper – wenn er denn gesund ist – unsere Körpertemperatur auf möglichst 37 Grad. Dann funktioniert unsere Abwehr am besten. Was jedoch passiert, wenn‘s kalt ist: Die Durchblutung unserer Schleimhäute wird verringert. So haben Erkältungsviren leichteres Spiel, sich in uns einzunisten.

So lange dauert eine Erkältung wirklich

Meine Mutter pflegt im Falle einer Erkältung immer zu sagen: „Kommt drei Tage, bleibt drei Tage, geht drei Tage.“ Summa summarum: Mit einer Erkältung ist unser Körper neun Tage beschäftigt. Ist das nur eine Bauernregel oder ist da etwas Wahres dran?

Die simple 3+3+3-Rechnung geht tatsächlich auf. Egal, ob wir Medikamente nehmen oder nicht, eine Erkältung verschwindet im Regelfall nach neun Tagen. Besonders kurios: Es gibt derzeit keinen Wirkstoff, der zuverlässig vor einer Erkältung schützt. Heißt also: Aussitzen und Symptome lindern.

Nase hochziehen oder schnäuzen? Papier- oder Stofftaschentuch?

Wer erkältet ist, ist meist auch verschleimt. Dieses anfangs dünnflüssige und durchsichtige Sekret entsteht in den Nebenhöhlen oder Bronchien. Seine Aufgabe: Die Atemwege von den lästigen Krankheitserregern befreien. Doch was soll man machen, wenn die Nase läuft? Schnäuzen oder hochziehen? Die Antwort verblüfft…

Beim Hochziehen der Nase gelangt der Schleim über den Rachen und das Schlucken in den Magen. Dort werden die Erreger von der Magensäure prompt unschädlich gemacht. Beim Schnäuzen hingegen, vermuten Mediziner, verteilen sich die Erreger weiter in Nebenhöhlen und Mittelohr. Sollten Sie sich aber doch mal die Nase putzen wollen, ist es übrigens aus hygienischer Sicht völlig egal, ob Sie ein Papier- oder ein Stofftaschentuch benutzen, denn: In beide sollte maximal nur einmal geschnäuzt werden, da sich die Erreger darin äußerst wohl fühlen.

Wer häufig erkältet ist, hat ein schwaches Immunsystem. Stimmt das?

Ich bin in den kalten Monaten immer mal wieder verschnupft. Bis zuletzt stellte ich mir deshalb die Frage, ob ich vielleicht ein schwaches Immunsystem habe. Doch auch das ist ein Erkältungsmythos, der sich bisher hartnäckig halten konnte. Neueste Erkenntnisse in der Medizin zeigen nämlich, dass das Gegenteil der Fall ist. Denn wenn der Körper auf Erkältungsviren mit Schnupfen oder Husten reagiert, leistet das Immunsystem ganze Arbeit, um sie wieder loszuwerden.

So oder so, eine dicke Erkältung wünscht man niemandem. Sollte Sie aber doch eine ereilen, haben Sie jetzt vielleicht ein paar neue Erkenntnisse sammeln können. Bleiben Sie gesund!