Mit 53 Prozent der abgegebenen Stimmen hat das Duo Saskia Esken/Norbert Walter-Borjans die Abstimmung unter den SPD-Mitgliedern über den Parteivorsitz gegen das Duo Olaf Scholz/Klara Geywitz (45 Prozent gewonnen). Während viele Außenstehende das Ergebnis so nicht erwartet haben, hat Norbert Janßen, SPD-Vorsitzender in Lünen, dieses Ergebnis ganz und gar nicht überrascht. Im Gegenteil: „Ich hätte sogar noch mit mehr Stimmen für die beiden gerechnet“, so der Lüner SPD-Chef.
Seiner Einschätzung nach gebe es „ganz viele SPD-Mitglieder in Lünen, die mal einen Wechsel wollten“. Damit sei bei vielen die Hoffnung verbunden, „dass wir uns ein Stück von der Groko entfernen und wieder etwas linkere Politik machen“. Janßen selbst sagt: „Ich habe die Agenda 2010 immer verteidigt, damals war es die richtige Reaktion auf die Lage im Jahr 2003.“ Aber heute sei die Situation eben eine andere. So zeigt er sich heute froh über den Ausgang der Stichwahl: „Ich habe die beiden gewählt“, sagt er.
Obwohl sein persönliches politisches „Traumpaar“ noch ein anderes Kandidatenpaar war: Christina Kampmann (39) und Michael Roth (49). Die habe er sich „noch ein bisschen besser vorstellen können“, so Janßen. Auch deshalb, weil sie zu den jüngeren Kandidaten gehörten.
Bundestagsabgeordneter Michael Thews hält sich zurück
SPD-Bundestagsabgeordneter Michael Thews gibt sich zurückhaltender: Er will den Ausgang der Wahl nicht kommentieren. Er sagt: „Ich habe mich auch im Vorfeld bewusst dagegen entschieden, eine Empfehlung abzugeben. Ich sehe das nicht als meine Aufgabe an.“ Und so hält er sich auch im Nachhinein zurück.
Nun, da eine Entscheidung gefallen sei, gelte es, die Ärmel hochzukrempeln. Weil als an der UN-Klimakonferenz in Madrid teilnimmt, wird Thews den ersten Auftritt des frisch gewählten Duos auf dem Parteitag am kommenden Wochenende in Berlin verpassen. Er stößt erst später dazu.
Was ihn ärgert: Dass die CDU schon im Vorfeld jedwede Gespräche über die Koalition abgelehnt habe. Denn er findet: „Verhandlung sind doch eine ganz normale Sache.“ Und es sei absolut legitim, nach zwei Jahren die Situation zu analysieren. Und die, so findet er, sei durchaus nicht mit jener von vor zwei Jahren vergleichbar.
54,09 Prozent der SPD Mitglieder hatten sich an der Stichwahl über die neuen Parteivorsitzenden beteiligt. In der ersten Abstimmung mit allen Kandidaten hatte das jetzige Siegerduo noch knapp unter dem nun unterlegenen Duo Scholz (Gleywitz) gelegen (21,04 Prozent /22,68 Prozent).
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