Handwerker und Gaukler locken viele Besucher
Mittelaltermarkt an der Hohensyburg
Für manche ist das Mittelalter längst Alltag: Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht und tingeln von Markt zu Markt in alten Gewändern und treffen Gleichgesinnte. Viele Besucher des Mittelaltermarktes an der Hohensyburg wollten das aber nicht. Ihr Ziel: ein spannender Ausflug.

Hoch hinaus wollte dieser Seiltänzer.
Heftig und bestimmt schlägt Wikinger Norwalson auf seine gelb glühende Eisenstange ein, dass die Funken fliegen. Er ist einer der etwa 250 Aussteller, die am Wochenende rund um die Hohensyburg einen großen Mittelaltermarkt bildeten.
Um diesem Spektakel beizuwohnen, fanden laut Veranstalter rund 4000 Begeisterte zum Markt – gefühlt sind es jedoch einige mehr mit Blick auf die endlos lang wirkende Schlange vor dem Eingang und parkenden Autos in zwei Kilometer Entfernung. Denn es wird einiges geboten: Zahlreiche Shows auf der großen Festwiese, Livebands (stimmungsvoll: Dudelzwerge) und viele kleine Hütten, die alte Handwerkskunst präsentierten, gehören zum Angebot sowie die vielen Imbiss-Stände. Viele der Darsteller haben ihr Hobby zum Beruf gemacht, so auch Jens Krause.
Eigentlich ist er gelernter Maler, doch vor 20 Jahren entschied er sich für ein unkonventionelles Leben: "In der Hauptsaison, also zwischen Ostern und Weihnachten, bin ich so gut wie immer unterwegs", so Krause. Familie und Beziehung seien eigentlich nur möglich, wenn die Familie mitziehe, so der Schmuckhersteller aus Halle/Westfalen. Für sein Leben entschieden sich die meisten Mittelalterfans, die ihre Leidenschaft zum Alltag gemacht haben – und dadurch entsteht unter ihnen eine so brüderliche, vertraute Atmosphäre. Vertrauen ist auch für Falkner Rudolf Pauels sehr wichtig, gerade bei seinem größten und mächtigsten Tier, dem Steinadler Arras. Seine Greifkraft ist etwa 25 Mal so stark, wie die Arnold Schwarzeneggers in seinen besten Zeiten. Und bei zweieinhalb Metern Flügelspannweite imponiert er heftig durch seinen Anblick. "Doch er ist ein sehr, sehr liebenswertes, ruhiges Tier", versichert Pauels.
Deshalb hatten die Besucher auch die Möglichkeit, den Koloss einmal selbst auf dem Arm sitzen zu haben. Ein aufregendes, vielseitiges Treiben herrschte auf dem Markt, in jeder Ecke gab es Neues zu entdecken, Vieles zu beobachten. Jeder hatte seine Aufgabe, seine Leidenschaft und Nowalsons Eisenstange für sein Zelt wurde auch noch fertig – nach langer, schweißtreibender Arbeit, ganz wie damals.