Urbanatix 2016: Das achte artistische Feuerwerk
In der Jahrhunderthalle
Fast 90.000 Menschen haben die Street-Art- und Artistik-Show Urbanatix seit 2010 gesehen. Auch bei der inzwischen achten Auflage in der Bochumer Jahrhunderthalle sind die Sitze bis zur letzten Reihe belegt - auch deshalb, weil sich Urbanatix stets weiterentwickelt hat. Wo kann die Reise noch hingehen?
Dass Street-Artisten und Profis bei Urbanatix immer mehr zu einer Einheit werden, hat inzwischen jeder erkannt, der mehr als einmal das actiongeladene Spektakel in der Jahrhunderthalle miterlebt hat. Jedes Jahr aufs Neue ist es beeindruckend zu sehen, was Urbanatix-Erfinder Christian Eggert und sein Team aus den jungen Street-Artisten für Leistungen herauskitzeln, wie sich die Gast-Profis dem Gesamtensemble ein- und unterordnen und wie Urbanatix eine Verschmelzung von Artistik, Sound, Licht, Sport und Körperbeherrschung ist.
2016 ist da keine Ausnahme. Die Bühne ist mal wieder komplett überarbeitet. Die Übergänge zwischen den einzelnen Performances sind nochmals geschmeidiger geworden. Auf große Umbauten während der Show, wie sie 2010 noch üblich waren, wird inzwischen ganz verzichtet. Von der ersten Minute sind die Zuschauer gebannt - gefangen in einer Herausforderung für die Sinne. Sie sind Teil einer rasanten Fahrt aus Tanz, Parkour, Freerunning, Tricking, Biken und Catwall-Trampolin. Zwei Stunden Tempo kombiniert mit Beat und Bass, gemischt mit Video-Kunst und Licht-Show, garniert mit einigen kurzen Pausen in Form von gefühlvoller Akrobatik.
Urbanatix Show 2016
Wenn Karyna Konchakivska und Suren Bozyan mithilfe einer Seilwinde sich gegenseitig in die Höhe wirbeln, ist das einer dieser gefühlvollen Momente. Ausdrucksstark. Träumerisch. Die Leichtigkeit ihrer Kunst überstrahlt die unglaubliche körperliche Anstrengung, die ein Laie nur erahnen kann. Und auch Alexandra Royers Flugkünste auf dem wirklich schmalen "Russian Bar", getragen von ihren Partnern Eric Bates und Tristan Nielsen, gehört zu diesen ruhigen "Pausen".
Urbanatix-Coach kommt von "STOMP"
Charlie Mach sorgt derweil für die sehr unterhaltsamen Momente - witzig und pointiert ist seine Stuhl-Akrobatik und auch als Team mit seinen drei Mitstreitern beim "Cirque la Compagnie" sieht Akrobatik so leicht aus und sorgt für Lacher im Publikum. Die großen Bilder des Abends liefert Warren Richardson. Als Uranatix-Coach hat er die Show maßgeblich mit beeinflusst. Viele Jahre hat er bei "STOMP" gearbeitet, inzwischen lebt er in Düsseldorf und hat sich hier als Bodypercussionist, Choreograf, Musiker und Komponist einen Namen gemacht. Die auffällig vielen Tanz-Elemente in der Urbanatix-2016-Show tragen ganz klar seine Handschrift.
Was soll also 2017 noch folgen? Zunächst einem: weiter so. Auch wenn die sportlichen Elemente der Street-Art in jeder Show eine gewisse Ähnlichkeit haben, so ist es Eggert und Co. bislang stets gelungen, mit Feinheiten für Abwechslung zu sorgen. Und da sich die jungen Street-Artisten trotz mehrere Wechsel im Team über die Jahre drastisch weiter entwickelt haben, ermöglichen sie es den Choreografen aufwendigere Show-Elemente daraus zu schaffen.
Video-Konzept und Handlungsstrang
Was noch fehlt ist ein gutes Video-Konzept für die Jahrhunderthalle. Spätestens ab Reihe 15 von mehr als 30 ist von der Mimik der Artisten kaum noch etwas zu sehen. Das ist gerade bei Künstlern wie Charlie Mach schade. Und auch für die "Human Beatboxer" - die allein mit Stimmbändern und Mundhöhlen ein ganzes Arsenal an Musikinstrumenten ersetzen, wäre eine Großaufnahme von Vorteil. Ob die Videobilder auf einer Leinwand im oberen Teil der Halle gezeigt werden oder im Großformat auf der Bühne wäre egal.
Zweitens: eine Geschichte. In den vergangenen Jahren hat Urbanatix mehrfach mit einem Handlungsstrang für die gesamte Show experimentiert. 2016 wird darauf nahezu gänzlich verzichtet. Doch könnte eine Geschichte die einzelnen Artistik-, Tanz- und Sportelemente noch besser verzahnen und die Reise für den Zuschauer noch geschmeidiger machen.