BOCHUM. Sein Abschiedsgeschenk ist ein Besuchermagnet. Das Mandala, das sich Willy Decker als scheidender Intendant der Ruhrtriennale gewünscht hatte, zieht die Menschen magisch an. Am langen Wochenende mit dem Tag der Tag der Deutschen Einheit bildeten sich Warteschlangen vor der Bochumer Jahrhunderthalle. Insgesamt knubbelten sich 2500 Menschen rund um das Meditationsbild aus Sand.
von Von Bettina Jäger
, 06.10.2011, 19:16 Uhr
/ Lesedauer: 2 min
Als Höhepunkt seiner Intendanz bezeichnet Willy Decker die Begegnung mit jenen sechs Mönchen aus Bhutan, die das Mandala herstellen. Aber vor allem bedankte sich der Intendant, der die Leitung des Festivals jetzt wie geplant niederlegt, auf seiner letzten Pressekonferenz beim Publikum im Ruhrgebiet.
"Das sind Menschen, die unverstellt, klar und direkt Stellung beziehen, die eine große Neugierde besitzen", sagte er. In den drei Jahren seiner Intendanz habe der thematische Dreiklang Judentum (2009), Islam (2010) und Buddhismus (2011) gut funktioniert. "Kunst ist das beste Transportmittel für spirituelle Inhalte", resümierte Decker.
Unterstützung garantiert
NRW-Kulturministerin Ute Schäfer betonte, sie empfinde "richtig Wehmut" beim Weggang Willy Deckers. Jedoch könne sich auch sein Nachfolger Heiner Goebbels der Hilfe aus der Politik sicher sein: "Alle Parteien unterstützen die Ruhrtriennale nachhaltig." Es sei wichtig, Hochkultur zu moderaten Preisen anzubieten.
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Mandala in Bochum
So wächst das größte Sandmandala Europas in der Bochumer Jahrhunderthalle.
"Bei uns kostet ein Abend mit Anna Netrebko 100 Euro, in Salzburg 400", nannte Chefdramaturgin Eva-Maria Voigtländer ein Beispiel. "Und das war noch die teuerste Kategorie. Wir hatten auch Netrebko-Tickets für 20 Euro", fügte Triennale-Geschäftsführer Michael Helmbold hinzu. Trotz dieser Preisstruktur konnte Helmbold zum Abschluss des Dreijahreszyklus gute Zahlen vorlegen. 44 000 Besucher sorgten in diesem Jahr für eine Auslastung von 87 Prozent. Im Jahr 2010 waren es 40 000 Gäste (Auslastung 82 Prozent), anno 2009 kamen rund 49 000 Besucher (Auslastung 86 Prozent).Schlingensief-Produktion fiel aus
Diese Schwankungen sind dadurch zu erklären, dass 2010 wegen des tragischen Todes von Christoph Schlingensief und in diesem Jahr durch die Erkrankung des Regisseurs Luc Bondy jeweils große Produktionen ersatzlos ausfallen mussten.Sechs Millionen Euro durch Ticketverkauf
In den drei Jahren der Intendanz Decker erhielt die Triennale insgesamt 38,6 Millionen Euro an öffentlichen Zuschüssen. Weitere sechs Millionen Euro konnte das Festival durch den Ticketverkauf, Sponsorengelder und die Senderechte für Fernsehübertragungen selbst "verdienen".
Ebenfalls erfreulich: Eine Summe zwischen 500 000 und 800 000 Euro wird am Ende der Saison übrig bleiben, so dass der nächste Intendant "Startkapital" hat.
Die Triennale spielt bis Sonntagabend. Das Mandala ist noch am Freitag (7.10.) und am Samstag (8.10.) von 18 bis 19.45 Uhr zu sehen (Eintritt frei) und wird am Sonntag um 17 Uhr zerstört (Karten unter 0700/ 20 02 34 56).