Seit mehr als einem Jahr ist der alte Teil der St. Pankratius Kirche in Südkirchen geschlossen. Risse waren im Gebäude aufgetreten. An diesem Dienstag, 3. Dezember, geht es aber um den Gebäudeteil herum emsig zu.
Von Montag bis Donnerstag sollen die Hohlräume im Boden unter der Kirche aufgefüllt werden. „Eine Baugrundverstärkung“, sagt Michael Hermann von der Firma Uretec, die die Arbeiten durchführt. Das Aufwendigste seien die Bohrungen.
Material soll Löcher auffüllen
Damit sind die Arbeiter auch am Dienstag kräftig beschäftigt. Sie bohren kleine Löcher von drei Meter Tiefe um das Gebäude herum. Insgesamt an 70 bis 80 Stellen. Dort wird dann eine kleine Lanze - so nennt sich das Gerät - in den Boden gelassen. Durch die Lanze wird ein bauschaumähnliches Material in flüssigem Zustand unter die Fundamente gespritzt, erklärt Michael Hermann. „Das Material hat aber im Gegensatz zu Bauschaum eine große Expansionskraft“, so Hermann. Innerhalb von wenigen Sekunden dehnt sich das Material aus. Auf bis zu das Dreizigfache seiner ursprünglichen Masse, erklärt Hermann.
Mehrere Messgeräte überprüfen, ob sich der Boden hebt. Denn das soll nicht passieren. Es geht lediglich um das Auffüllen. „Auch, wenn wir mit dem Material theoretisch die Kirche hochstemmen könnten“, sagt Cristiano Lopes, der Architekt. Wie groß die Löcher sind, die sich unter der Kirche befinden müssen, zeigt die Materialschätzung der Firma: „Wir werden wohl mehrere Tonnen Material benötigen“, sagt Hermann.
Schuld an den Rissen ist der trockene Sommer 2018
Nötig wurde das wegen des trockenen Sommers 2018. „Wir haben das in ganz Deutschland“, sagt Hermann. Bei Ton- oder Lehmböden ziehe sich der Boden zusammen, wenn er trocken wird. Gerade wenn auch noch Pflanzen wie große Bäume in der Nähe seien, entziehen sie dem Boden zusätzliche Feuchtigkeit.

Auch Hildegard Rolf, Verwaltungsmitarbeiterin der St.-Mauritius-Gemeinde, schaut sich die Arbeiten am Dienstag interessiert an. Sie hatte das gleiche Problem bei ihrem eigenen Haus in Lüdinghausen. Ein trockener Mergelboden mit einem absackenden Grundwasserspiegel sorgten für die Probleme. An ihrem Haus wurde mit der gleichen Methode gearbeitet wie jetzt an der Kirche.
Das Problem sei in Nordkirchen nicht fremd, hatte Nordkirchens Bauamtsleiter Josef Klaas unserer Redaktion im Februar dieses Jahres gesagt. Damals waren solche Risse in einem Gebäudeteil der Maxischule aufgetreten. Die Risse an sich stellten allerdings keine Gefahr dar. Wenn aber Fenster nicht mehr schließen oder Leitungen reißen, sollte man einen Fachmann zu Rate ziehen.
Warten, bis sich der Boden gesetzt hat
Die aktuellen Arbeiten zur Bodenstabilisierung in der Südkirchener Kirche laufen noch bis Donnerstag. Das ist aber nur ein Zwischenschritt. „Bis zu einem halben Jahr sollte man warten, damit sich der Boden setzen lassen kann“, erklärt Hermann.
So sei sichergestellt, dass der Boden auch in Form bleibt, bevor weitere Arbeiten in der Kirche angegangen werden können. Dann werden die „kosmetischen Eingriffe“ in der Kirche vorgenommen. Die Risse werden bearbeitet, ganz am Schluss wird noch gestrichen. Klar ist: Bis der alte, 1694 errichtete Teil der St.-Pankratius-Kirche wieder nutzbar ist, wird es noch dauern.
Ich bin neugierig. Auf Menschen und ihre Geschichten. Deshalb bin ich Journalistin geworden und habe zuvor Kulturwissenschaften, Journalistik und Soziologie studiert. Ich selbst bin Exil-Sauerländerin, Dortmund-Wohnerin und Münsterland-Kennenlernerin.
