A45-Brückenmisere Thema im Landtag: „Eine Region schreit um Hilfe“

Die Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid (Aufnahme mit einer Drohne). Die Autobahn 45 zwischen dem östlichen Ruhrgebiet und Frankfurt ist derzeit wegen eines Brückenschadens voll gesperrt.
Die Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid (Aufnahme mit einer Drohne). Die Autobahn 45 zwischen dem östlichen Ruhrgebiet und Frankfurt ist derzeit wegen eines Brückenschadens voll gesperrt. © picture alliance/dpa
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Mit einem Maßnahmen-Mix soll die von der Sperrung der Autobahnbrücke Rahmede bei Lüdenscheid besonders hart getroffene Region unterstützt werden. Für Anwohner, Pendler und Unternehmen der bedeutenden Wirtschaftsregion Südwestfalen sei die Lage seit dem 2. Dezember eine „Zumutung“, sagte NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes am Mittwoch in Düsseldorf.

Die Betroffenen könnten sich „auf unsere Unterstützung verlassen“. Die A45 als zentrale Verkehrsachse zwischen Nord- und Süddeutschland ist seit der Brücken-Vollsperrung Anfang Dezember 2021 unterbrochen – und wird es bis zu einem Neubau auch über Jahre hinweg noch bleiben.

Um Lüdenscheid zu entlasten, solle die unweit der A45 verlaufende Bundesstraße 54 ausgebaut werden, so dass sie als Umleitungsmöglichkeit auch für Lkw-Verkehr genutzt werden könne, erläuterte die CDU-Ministerin im Verkehrsausschuss des Landtags. Am Lärmschutz für die Bewohner der Umleitungsstrecken werde gearbeitet.

Ein Vertreter der Deutschen Bahn gab als mittelfristiges Ziel für den Güterverkehr aus, umgerechnet 400 Lkw-Ladungen täglich von der Straße auf die Schiene zu bringen. Die seit Sommer 2021 andauernden Arbeiten nach den Flutschäden auf einigen regionalen Bahnstrecken erschwerten die Lage.

„Es ist eine einzige Katastrophe“

Bund und Land NRW haben bereits betont, der Brückenneubau solle schnellstmöglich erfolgen. Ob die Talbrücke gesprengt werden kann oder Stück für Stück abgetragen werden muss, sei aber noch nicht entschieden, sagte Brandes im Ausschuss. Eine Niederlassungsleiterin der Autobahn GmbH des Bundes hatte am Montag betont, es gelte „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“. Unter der Brücke stehen Wohnhäuser. Eine Sprengung würde den Prozess beschleunigen.

Der SPD-Abgeordnete Gordan Dudas forderte die Einrichtung eines Hilfsfonds für die Betroffenen. „Es ist eine einzige Katastrophe, die sich da in der Region abspielt.“ Erste Unternehmen überlegten, den Standort zu verlassen. Ähnliches gelte für einige Ärzte, Krankenschwestern, Lehrer und weiteres Fachpersonal, die ihrem Arbeitsplatz womöglich den Rücken kehren könnten, schilderte der Lüdenscheider Abgeordnete. „Diese Region schreit und bittet um Hilfe.“

Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hatte Unterstützung zugesagt, aber auch den Bund aufgefordert, sich an finanziellen Hilfen für die Wirtschaft zu beteiligen. Das Zeitziel von „von fünf Jahren oder mehr“, das die Autobahn GmbH bisher für einen Neubau genannt habe, sei zu lang. Die A45 von Dortmund über das Sauerland nach Hessen und Bayern ist eine zentrale Nord-Süd-Route. Seit der Brücken-Vollsperrung wird weiträumig über andere Autobahnen umgeleitet.

Zehn-Punkte-Plan zur Baubeschleunigung

Man werde alles tun, um die trotz Umleitung noch immer viel zu starke örtliche Belastung zu reduzieren, versicherte Brandes. Nach jüngsten Angaben des Lüdenscheider Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD) donnern rund zusätzliche 20.000 Fahrzeuge täglich – davon über 6000 Lkw – durch die Stadt und belasten viele Bewohner gesundheitlich schwer.

Mitte Januar hatte Brandes einen Zehn-Punkte-Plan zur Baubeschleunigung vorgelegt, der überwiegend aus Forderungen an den Bund besteht. Bei Planung, Genehmigung und dem Bau von Verkehrsinfrastruktur müsse man schneller werden, vor allem bei den angegriffenen Brücken, unterstrich die Ministerin erneut. Der Zehn-Punkte-Plan und der darin vom Bund geforderte 300 Millionen Euro schwere Sonderfonds „Sanierung Autobahnbrücken NRW“ als „Planungsvorrat“ könnten helfen, Tempo zu gewinnen.

dpa