Luise F. aus Freudenberg von zwei Kindern getötet Racheaktion als mögliches Motiv

Redakteur
Blumen und Kerzen wurden am Fundort des getöteten Mädchens Luise niedergelegt.
Seit Sonntag laufen die Ermittlungen zum Tod der zwölfjährigen Luise F. aus Freudenberg. Inzwischen steht fest, dass das Kind Opfer eines Verbrechens wurde. © picture alliance/dpa
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Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstagmittag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mitgeteilt haben, wurde die zwölfjährige Luise F. aus Freudenberg durch mehrere Messerstiche getötet. Tatverdächtig sind zwei Mädchen aus dem Umfeld des Opfers, im Alter von 12 und 13 Jahren.

Luise F. aus Freudenberg getötet: Mädchen geben Tat zu

Das ergebe sowohl die Beweislage, als auch die Anhörung der Kinder, so die Staatsanwaltschaft. In einer ersten Vernehmung hatten die Mädchen ihr Aussagen wohl abgesprochen. Allerdings widersprachen Aussagen von Anwohnern denen der Mädchen. In einer zweiten Vernehmung am Montag haben die Mädchen die Tat eingeräumt, so die Polizei. Nach wie vor gebe es keine Hinweise auf ein Sexualdelikt. Zur Tatwaffe und zur Zahl der Messerstiche machten die Beamten keine Angaben.

Ebenso machen sie zum Motiv keine Angaben, mit Verweis auf die noch strafunmündigen Kinder. Vermutlich hätten „irgendwelche Emotionen“ eine Rolle gespielt. Wie „Focus“ und Rheinische Post (RP) am Mittwoch berichten, könnte Rache das Motiv für die Tat gewesen sein. „Es ging irgendwie um Beleidigungen und sich lustig machen im Internet. Das könnte eine Rolle gespielt haben für die Tat“, sagt ein Insider gegenüber der RP.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zeigte sich bestürzt: „Es zieht einem den Boden unter den Füßen weg.“



In der Rechtsmedizin der Uniklinik Mainz waren bei der Obduktion zahlreiche Messerstiche an der Leiche der Zwölfjährigen festgestellt worden. Laut RP-Bericht sollen es rund 30 Stiche gewesen sein. Luise sei in der Folge verblutet. Die Stiche seien allerdings nicht tief gewesen. „Wir haben derzeit noch keine Tatwaffe“, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Koblenz, Mario Mannweiler.

Die tatverdächtigen Kinder befinden sich derzeit in der Obhut des Jugendamtes. Das Informationsinteresse der Öffentlichkeit stehe hinter dem Persönlichkeitsschutzinteresse der Kinder, so die zuständige Staatsanwaltschaft. Deshalb würden keine weiteren Details zum Tathergang oder Motiv genannt. Somit bleibt auch weiterhin unklar, warum die Leiche von Luise F. nicht auf ihrem Heimweg gefunden worden ist.

Ein Scheinwerfer des Technischen Hilfswerks (THW) Siegen steht in einem Waldstück, in dem gestern die Leiche eines 12-jährigen Mädchens gefunden worden ist.
Ein Scheinwerfer des Technischen Hilfswerks (THW) Siegen steht in einem Waldstück, in dem gestern die Leiche eines 12-jährigen Mädchens gefunden worden ist. © picture alliance/dpa

Die Zwölfjährige hatte sich am Samstagnachmittag von einer Freundin aus zu Fuß auf den Nachhausweg gemacht. Ihr Rückweg führte sie südlich durch ein Waldgebiet, zu Hause angekommen ist sie nie. Die Eltern des Mädchens hatten noch am Abend die Polizei verständigt und ihre Tochter vermisst gemeldet.

Noch am Abend und in der Nacht hatten Polizei und Feuerwehr mit einem Großaufgebot nach der Zwölfjährigen gesucht. Dabei waren auch Hubschrauber, Drohnen und Hunde zum Einsatz gekommen.

Polizeibeamte suchen ein vermisstes 12-jähriges Mädchen. Das Kind war am späten Samstagnachmittag verschwunden, als es zu Fuß auf dem Heimweg war, wie es hieß.
Polizeibeamte suchen ein vermisstes 12-jähriges Mädchen. Das Kind war am späten Samstagnachmittag verschwunden, als es zu Fuß auf dem Heimweg war, wie es hieß. © picture alliance/dpa/K-MediaNews

Am Sonntagmorgen erhielt die Polizei dann Hinweise auf einen möglichen Fundort der Leiche des Mädchens, nördlich des Hauses der Freundin. Bevor die Suchtrupps dort eintrafen, hatte bereits ein Hundeführer den Fundort der Leiche bestätigt – an einer Böschung, neben einem Radweg.

Der Fundort des Leichnams liegt in der Nähe eines ehemaligen Bahnhofs auf rheinland-pfälzischem Gebiet, unmittelbar an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Dieser Ort befindet sich aber gar nicht auf dem Heimweg des Mädchens. Die Polizei geht davon aus, dass Luise F. an der Stelle getötet worden ist, wo man ihre Leiche gefunden hatte.

Die Polizei sucht weiter nach Beweismitteln. Unter anderem die Tatwaffe ist noch nicht gefunden worden.

„Wir sind in Freudenberg tief erschüttert“

Am Tag nach der schrecklichen Tat blieben viele Fragen offen. Und so wird in der Stadt spekuliert: Was ist mit ihr passiert? Ein Mann denkt laut nach: „Was, wenn das meine Tochter wäre? Was würde ich machen?“

An der Gesamtschule in Freudenberg, die das Mädchen besuchte, herrschte am Montag zumindest von außen auf den ersten Blick normaler Schulbetrieb. Kinder tollen in der Pause auf dem Schulhof herum, werden von Lehrern ermahnt, nicht vom Gelände zu laufen. Bei den Schülerinnen und Schülern der Schule in dem Städtchen mit knapp 18.000 Einwohnern stoßen vor allem die Fernsehteams vor dem Gelände auf Interesse.

In der Schule des Mädchens fand am Montag Unterricht statt, es gab aber Gesprächsangebote von Psychologen an die Mitschülerinnen und Mitschüler, wie ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg sagte. Das gelte besonders für die Klasse der Zwölfjährigen.

Noch am Sonntagabend hatte es eine Trauerandacht in der Stadt gegeben. Die Bürgermeisterin der Stadt Freudenberg, Nicole Reschke, ließ die Flaggen am Montag auf halbmast setzen. „Wir sind in Freudenberg tief erschüttert und in Gedanken bei den Angehörigen. Ich habe für heute Trauerbeflaggung angeordnet“, sagte die SPD-Politikerin.

mit dpa