Klaus Fischer über ein Schalker Problem Zu viele Zuschauer - aber auf dem Platz

Klaus Fischer, Schalke 04
Schalkes Sturm-Idol Klaus Fischer: „Passivität wird in der Bundesliga bestraft.“ © Tim Rehbein/RHR-FOTO
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Sechs Pflichtspiele in Folge verloren, Tabellenletzter, Trainerwechsel, Rücktritt des Sportdirektors – nach der Aufstiegseuphorie tut es aktuell gerade mal wieder weh, wenn man sich die Lage auf Schalke anschaut. Trotzdem: Ich glaube, dass der Klassenerhalt noch drin ist. Wenn der neue Trainer Thomas Reis mehr Mut beweist als sein Vorgänger.

Nicht hinten verstecken

Ich habe das an dieser Stelle schon vor der Saison gesagt, als Schalke noch auf Trainersuche war. Thomas Reis muss vor allem eines sein: Mutig. Denn was nutzt einer Mannschaft ein Simon Terodde, wenn der Rest der Mannschaft sich hinten versteckt und Terodde so gar nicht erst ins Spiel kommt?

Heute können wir festhalten: Mutig war Frank Kramer, was die Spielweise unter ihm betrifft, nun wirklich nicht. Sicherlich kann man – angefangen beim Torhüter – darüber diskutieren, ob der Schalker Kader überhaupt bundesliga-tauglich ist. Aber das Maximum hat Kramer aus dieser Mannschaft sicherlich nicht herausgeholt, und das liegt in der Verantwortung des Trainers.

Nur nebenher gelaufen

Ich erinnere nur mal an Kramers letztes Spiel, das Pokalspiel bei der TSG Hoffenheim. Teilweise stand Schalke mit neun Mann hinten drin, Hoffenheim griff mit sechs Mann an. Trotzdem hatten Schalkes Spieler überhaupt keinen Zugriff, die Lücken waren riesengroß.

Wenn man schon so defensiv agiert, muss das Netz zumindest so engmaschig gespannt werden, dass nach hinten nichts bzw. wenig anbrennt. Aber die Hoffenheimer konnten machen, was sie wollten, weil Schalkes Spieler nur nebenher liefen und zuschauten. Schalke hat zu viele Zuschauer – allerdings auf dem Platz.

Passivität wird bestraft

In Berlin sah das dann zwar schon besser aus, aber beim Siegtor der Hertha zum 2:1 darf man einen Spieler nie und nimmer so davonlaufen lassen. Diese Passivität wird in der Bundesliga bestraft, hält sie weiter an, wird Schalke absteigen, dazu bedarf es keiner großen prophetischen Gaben.

Das Ruder kann noch herum gerissen werden, wenn Reis der Mannschaft neuen Mut, mehr Aggressivität und eine deutlich verstärkte Präsenz auf dem Platz eintrichtert. Und das schon in den vier Spielen vor der WM-Pause, die es für Schalke alle in sich haben. Sonst droht die Gefahr, dass der Kontakt zu den Rettungsplätzen schon verloren geht.

Schalke fehlt Tempo

Bis dahin muss Thomas Reis mit dem Spielermaterial klarkommen, das da ist. Im Winter muss nachgelegt werden – aus meiner Sicht mit einem Innenverteidiger und zwei schnellen Leuten für die Offensive. Schalke fehlt Tempo, in allen Bereichen. Aber Fußball ist auf diesem Niveau mehr denn je ein Tempospiel. Langsame Spieler sind die Totengräber einer jeden Mannschaft. Schnelligkeit wäre für mich ein Hauptkriterium bei einer Spielerverpflichtung.