
Viele Geschäftspartner sollen seinen echten Namen gar nicht gekannt haben. Wenn der 67-jährige Unternehmer aus Selm nach außen hin auftrat, hat er angeblich gerne einen Alias-Namen benutzt. So steht es zumindest in der Anklage, die am Montag am Essener Landgericht verlesen wurde. Im Prozess geht es um Immobilien und Aktiengesellschaften, um Millionenkredite und Betrug. Und auch um Liebe.
Gesamte Existenz vernichtet
Die Vorwürfe gehen auf die Jahre 2015 und 2016 zurück. Damals soll der Selmer mit einer Sekretärin aus Nürnberg angebandelt haben. Die Frau war verwitwet, besaß durch die erfolgreiche Geschäftstätigkeit ihres verstorbenen Mannes gleich eine ganze Reihe von Immobilien. Der Kontakt zu dem 67-Jährigen kam über einen ehemaligen Bekannten zustande, der nun ebenfalls mit vor Gericht steht. Gemeinsam mit den beiden Männern wollte die Ex-Sekretärin ganz hoch hinaus. Heute sagt sie, dass sie einfach nur geblendet worden sei. „Ich habe mein gesamtes Vermögen verloren und meine wirtschaftliche Existenz vernichtet“, erklärte sie den Richtern.
„Ich war ihm hoffnungslos verfallen“
Sie habe sich damals Hals über Kopf in den Selmer verliebt, der seine Frau angeblich verlassen wollte. „Ich war ihm hoffnungslos verfallen. Heute schäme ich mich dafür. Ich bin enttäuscht von mir selbst.“
Laut Anklage soll das Trio mit falschen Angaben versucht haben, einen Fünf-Millionen-Kredit zu erhalten. Während die Auszahlung in diesem Fall gerade noch gestoppt wurde, sollen in einem anderen Fall zumindest 350.000 Euro kassiert worden sein.
Die Staatsanwaltschaft spricht in diesem Zusammenhang von Schwindelunternehmen, falschen Bilanzen und einer Holding, die entgegen der Angaben im Internet, wo von weltweiten Verflechtungen die Rede ist, überhaupt keiner Geschäftstätigkeit nachgegangen ist. Auch von nicht werthaltigen Bürgschaften ist die Rede.
„Das wirkte erschlagend“
Nach außen hin sollen sich die Angeklagten allerdings immer als Erfolgs-Trio präsentiert haben. „Mich hat das alles sehr beeindruckt“, so die 58-Jährige, die angeblich bis zuletzt an den Erfolg geglaubt und keinen Betrug gewittert haben will. „Das wirkte schon wegen der hohen Zahlen erschlagend“, sagte sie den Richtern. Der Selmer habe ihr außerdem versichert, dass er nie etwas tun würde, was ihr oder ihm schaden würde.
Genau das könnte nun aber passiert sein. Bei internen Vorgesprächen soll bereits signalisiert worden sein, dass es selbst bei umfassenden Geständnissen mit Bewährungsstrafen knapp werden könnte. Am Landgericht Düsseldorf soll nämlich noch eine weitere Anklage liegen. Der Prozess wird fortgesetzt.